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    Montag, 26. Februar 2024, 20:05 Uhr
    Montag, 26. Februar 2024, 20:05 Uhr
    (Wdh.23:05)

    Philosophieren #56: „Gärtnern“

    • Was zeigt sich von unserem Verhältnis zur Natur, wenn wir im Garten arbeiten? Worin besteht der Sinn eines Ziergartens und die Funktion eines Nutzgartens? Welche Weisheit beseelt den Gärtner, und was geht verloren, wenn aus dem „Kindergarten“ eine „Tagesstätte“ wird? Sie sind wie immer herzlich eingeladen, zuzuhören und mitzudenken.

    Kommentare
    IngeZH
    Noch eine kurze Nachbemerkung zu Herrn Burchardts Zugang zum Gärtnern: Für mich hat Gartenarbeit viel Meditatives. Ich kann Dinge in Ruhe tun, mich auf Pflanzen und Natur - also die den Garten belebenden Lebewesen einlassen, dabei draußen in meinem eigenen Rhythmus tätig sein und trotzdem wunderbar nachdenken - wenn nicht gerade irgendwo in der Nachbarschaft ein Laubbläser oder ein Rasenmäher lärmt. Aber ich gebe zu, dass ich in dem Bereich, den ich 'meinen Garten' nenne, locker mit der Rasenschere auskomme, um den 'Rasen' in Grenzen zu halten.
    Für meine Kinder war der 'Garten' (in den ersten Jahren auch nur Grünfläche ums Haus) der Ort der Begegnung mit Tieren: ihre ersten 'Haustiere' waren Kellerasseln und Schnecken. Später als wir den Garten hatten, wohnten da viele Jahre lang ihre Kaninchen und einmal haben wir versucht einen Mini-Teich für Kaulquappen anzulegen. Die Kaulquappen wuchsen heran, die kleinen Fröschlein verschwanden spurlos quasi über Nacht bevor wir sie wieder auswildern konnten - ob sie selbst 'ausgewandert' sind oder gefressen wurden, haben wir nicht herausgefunden.

    Buchfunk
    Am See tief zwischen Tann und Silberpappel
    Beschirmt von Mauer und Gesträuch ein Garten
    So weise angelegt mit monatlichen Blumen
    Dass er vom März bis zum Oktober blüht.

    Hier in der Früh, nicht allzu häufig, sitz ich
    Und wünsche mir, auch ich mög allezeit
    In den verschiednen Wettern, guten, schlechten
    Dies oder jenes Angenehme zeigen.

    Das ist eines der ganz wenigen wirklich schönen Gedichte, die Brecht geschrieben hat. Sie haben gar nicht Ciceros De senectute erwähnt, worin er das Gärtnern als beste Beschäftigung im Alter bezeichnet. "Der Garten des Menschlichen" ist der Titel eines schönen Buches von Carl Friedrich von Weizsäcker! Das Wort Paradies kommt aus dem Awestischen, einer indoeuropäischen Sprache: "pairi" (umgeben von) ist verwandt mit dem griechischen "peri", dem wir in Periferie begegnen, "daiza" bedeutet Mauer, Zaun, Wand. Das Wort "Garten" ist verwandt mit dem slawischen "graditi" (bauen), das in den Städtenamen als -grad auftaucht. Im englischen wird daraus nicht nur garden, sondern auch yard und sogar guard.... Ja sogar gürten und Gerte gehören zu dieser Verwandtschaft. Und natürlich hortus. Der Garten ist eine Art Pufferzone zwischen Natur und Kultur. Ratzingers erste Worte, nach seiner Wahl zum Papst: er sei nur ein demütiger Arbeiter im Weingarten des Herrn.

    IngeZH
    Was für ein schönes Thema - passend zu den momentan doch schon sehr frühlingshaft en Temperaturen, die mich bereits vor Tagen animiert haben, die ersten Samen für Tomaten und Salat vorzuziehen. Allerdings beschränken sich meine Möglichkeite n zum 'Gärtnern' im großen und ganzen auf Blumentöpfe und kleine Hochbeetkästen, obwohl ich am aktuellen Wohnort sogar ein kleines Gartenstück habe, das aber durch die hohen Straßenbäume direkt daneben so verschattet ist, das dort außer ein paar Beerensträuchern und einem kleinen Birnbäumchen an der Hauswand vor allem Moos gedeiht. So kultiviere ich 'notgedrungen' das, was ich ohnehin liebe: den Wildwuchs - das was sich zeigt, wenn ich gar nichts tue als abwarten und staunen.
    Die 'Gärten' meiner Kindheit waren die Kieshügel meiner Heimatstadt auf denen sich Brombeeren oder Holunder, Scharfgarbe und Hirtentäschel sammeln ließen, später (als wir über ein Auto verfügten) auch der etwas weiter entfernte Wald, in dem es auch Himbeeren gab. Denn die Grünflächen zwischen den Wohnblöcken zu betreten war damals noch verboten und wir Kinder mussten 'Wachen' aufstellen, die vor dem Auftauchen des Hausmeisters warnten.
    Bis heute habe ich ein immer innigeres Verhältnis zu Pflanzen gewonnen - vor allem zu denen, die nähren oder heilen und es gibt immer wieder Neues zu lernen, auch wenn man über keinen eigenen Garten verfügt.


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